Post von Papa

„Hi. Kann ich mich zu dir setzen?“

„Okay.“

„Was machst du hier?“

„Ich warte auf Post.“

„Oh, dann ist es wohl was Wichtiges.“

„Kann man so sagen.“

„Ein Liebesbrief?“

„Post von Papa.“

„Ah, cool. Schreibt er oft?“

„Nein.“

„Aber er hat dir Bescheid gegeben, dass er schreibt?“

„Nein.“

„Oh. Wie lange wartest du schon?“

„Hmm … Seit ich Kind war.“

„Autsch. Dann hast du wohl viel Geduld.“

„Eigentlich nicht.“

„Was macht dich optimistisch, dass er noch schreibt?“

„Naja … Er ist mein Papa.“

„Verstehe. Kann er schreiben?“

„Was?!“

„Naja, kann ja sein, dass er gar nicht schreiben kann und du wartest und wartest und hoffst. Du siehst nicht wirklich glücklich aus.“

„Hmm …“

„Eigentlich könnten wir hier zusammen warten auf Post von unseren Vätern. Seltsamerweise habe ich nie auf einen Brief von meinem gewartet. Ich hab glaube schon als Kind eingesehen, dass er nicht schreiben kann. Seit paar Jahren weiß ich auch warum. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, seine Mutter ging viel arbeiten und hatte kaum Zeit übrig – und auch nicht wirklich viel Liebe für ihre Kinder. Mein Vater hat dadurch nicht gelernt, wie man schreibt. Ich verstehe, dass ich nie Post von ihm bekam – was nicht heißt, dass ich Verständnis dafür habe im Sinne von Sein Verhalten entschuldigen.

„Und was hast du davon?“

„Naja, ich denke, es hat mich frei gemacht.“

„Wie das?“

„Ich kann rumsitzen, ohne auf etwas zu warten. Ich hatte 20 Jahre keinen Kontakt zu ihm, hab ihn dann wiedergesehen und gemerkt, dass er sich Null geändert hat. Er hätte nicht mal ansatzweise verstanden, wieso ich mir Post von ihm gewünscht hätte, wieso das wichtig sein soll. Und so läuft das bei so ziemlich allen Menschen. Wir lernen das Schreiben nicht, nur weil wir älter werden. Und wir lernen auch nicht einfach so, wie wichtig es ist, seinen Kindern mal zu schreiben – selbst wenn uns selbst ein Brief als Kind gutgetan hätte.“

„Hmm …“

„Was würde passieren, wenn dein Vater doch noch schreibt?“

„Es wäre einfach schön.“

„Du hast doch sicher auch Post von anderen bekommen?!“

„Ja. Wobei …“

„Was?“

„Ich hab viel dafür getan, dass sie mir schreiben.“

„Zu viel?“

„Denke ja. Hat viel Energie gekostet.“

„Hat es sich wenigstens gelohnt?“

„Hmm … Nicht wirklich.“

„Weiß dein Vater, dass du wartest? Also hast du ihm gegenüber auch viel getan, damit er doch noch schreibt?“

„Als Kind ja. Hat aber nicht geholfen.“

„Wenn ich erraten könnte, was du dir in dem Brief zu lesen erhoffst und ich würde dir das ehrlichen Herzens so schreiben: Würde das Sinn für dich machen?“

„Wie meinst du das?“

„Du hast dir die Briefe, die du bisher bekommen hast, immer hart erarbeitet. Wenn dann jemand von sich aus Ähnliches schreibt, ohne dass du vorher die Welt aus den Angeln heben brauchst: Würde dir das was geben?“

„Gute Frage …“

„Oder würde eine Stimme in dir sagen: Nee, nee, du hast so einen Brief gar nicht verdient, wenn du dir vorher nicht den Allerwertesten aufreißt?“

„Hmm …“

„Sorry für die vielen Fragen, ich geh wohl lieber wieder, will dich nicht nerven. Ciao.“

„Moment. Würdest du mir schreiben?“

„Klar. Aber nur, wenn du eine Sache machst.“

„Hmm, okay.“

„Du reißt dir nicht den Allerwertesten auf dafür.“

„Du bist doof.“

„Und du kannst ganz gut lächeln.“

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Du brauchst ein offenes Ohr?

Jeder Mensch hat zwei Ohren. Nur was wir damit anfangen, ist recht unterschiedlich. Umso erleichternder ist es in Krisenzeiten, wenn du jemanden findest, der zuhören kann. In den letzten Jahren lernte ich, dass dies wohl meine Superkraft ist. Diese biete ich Dir hier an.

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1,9 Millionen unserer erwachsen gewordenen Kinder verlassen offiziell psychisch kaputt ihr Elternhaus – und es ist uns egal. 28% der Erwachsenen insgesamt gelten als psychisch erkrankt – und es ist kein Thema. Die Gründe für diese Zahlen erklären aber, was mit dieser Welt nicht stimmt. Deshalb braucht das Thema psychische Gesundheit endlich maximale Aufmerksamkeit. Ich wäre Dir wirklich dankbar, wenn Du mit auf die Pauke hauen würdest, denn allein packe ich es nicht. Auch wenn du “nur” Teil des Chors sein möchtest, dich in den hinteren Reihen verstecken möchtest oder dir die Kraft fehlt zum lauten Singen: absolut kein Problem. Hauptsache, du bist auf irgendeine Weise anwesend. Auch wenn du nur als Teil der Abonnentenzahl auftauchst, ist dem Thema geholfen.

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Von Thorben Sonnestrant

Zuhörer, Aufschreiber, Bildermacher

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