„Also, erklär mir, wie sich Wut anfühlt. Kennst du das überhaupt selbst?“ Mit neugierigen Augen schaut sie den Mann neben ihr auf der Bank an.
Eine Woche ist es her, als Mats ihr an gleicher Stelle erklärte, wie sich für ihn Liebe anfühlt und wie er sie sich als Wesen vorstellt. Die ersten Tage danach schüttete der Himmel all das aus, was er sich über den Juli einbehalten hatte. „Unglaublich gutes Timing für die Sintflut“, dachte er sich immer wieder beim Blick aus dem Fenster der Klinik. Das Datum stand fest, an welchem Mats entlassen wird. Die Gelegenheiten, bei denen er noch einmal neben Maike am See sitzen könnte, verrannen mit all den Tropfen, die unaufhörlich auf den Weg trommelten, den er von seinem Zimmer aus sah.
Einmal mehr in seinem Leben fühlte er sich in diesen sonnenlosen Tagen vom Glück verfolgt – und er war wie üblich schneller als dieses Glück. Wie sich dieses anfühlt, hätte er ihr schwer erklären können – im Gegensatz zu Selbstmitleid. Zu diesem hätte er Maike erklärt, dass es doch gut ist, wenn man mit anderen Menschen Mitleid empfinden kann. Also darf Mitleid mit sich selbst nichts Negatives sein – Fürsorge für sich selbst halt.
Am liebsten wäre es Mats allerdings gewesen, er hätte einfach nur den jeweils bevorstehenden Abend mit Maike am See sitzen können, problemlos in aller Stille, ohne Erklärung von Gefühlen. Als er am Abend nach der Liebes-Erklärung im Bett lag mit den Bildern vom Regenbogen über dem See, fiel ihm noch etwas zum Thema ein: Wenn man gemeinsam Stille aushalten kann, sich dabei keine Sekunde unwohl fühlt, dann ist die Verbindung eine Besondere. Wenn Liebe im Spiel ist, dann kann das Fallenlassen beginnen. Für ihn war Stille aushalten neben dieser Frau, die er erst so kurz kannte, überhaupt kein Problem.
Dann kam der Regen, ohne Einladung, crashte die Party und machte keine Anzeichen, wieder gehen zu wollen. Immerhin legte er beim Mann, der am Fenster auf sonnige Zeiten wartete, etwas frei: Wut.
Jetzt sitzt er noch einmal mit ihr am See. Ein Regenbogen ist weit und breit nicht in Sicht. Auch die Abendsonne hat keine Lust, die Bäume wieder in sattes Gelbgrün zu tauchen. Stattdessen versteckt sie sich hinter Wolken, deren dicke Bäuche über die Landschaft streifen. Dass Mats wütend auf das Wetter war, will er Maike nicht sagen, auch wenn es sich als frisch aus dem Leben gegriffenes Beispiel anbieten würde. Sie würde nachhaken, so wie sie den Dingen immer auf den Grund gehen möchte. In seinem Kopf findet sich jedoch keine Version für eine nüchterne Erklärung, durch die sich die Frau neben ihm für sein Gefühl nicht bedrängt fühlen würde – blöde Gefühle …
Maike erwartet neugierig die Antwort auf ihre Frage, ob Mats selbst Wut empfinden kann. Doch fürs Erste weicht er aus: „Vor paar Jahren habe ich von einer Frau gehört, die keine Wut empfand, sie war auch in Therapie. Die Therapeutin sagte, dass auch diese Frau ganz sicher Wut in sich trägt, so wie jeder psychisch Erkrankte – und wohl auch die scheinbar Gesunden. Aber viele hätten keinen Zugriff auf sie, weil sie als Kind gelernt haben, dass man nicht wütend ist. Es stellte sich raus, dass die Eltern dieser Frau als Kind immer mit der Bibel gedroht hatten: Wenn du wütend bist, kommen Dämonen über dich! Das war das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass Gefühle nicht selbstverständlich sind.“
Maike braucht nicht lange nachzudenken: „Ich durfte auch nicht wütend sein, das gehörte sich nicht. Also als Kind. Irgendwann wusste ich überhaupt nicht mehr, welches Gefühl zu welcher Emotion gehört usw. Das muss ich jetzt lernen. Wie stellst du dir Wut vor? Mir hilft es, wenn ich es mir bildlich vorstellen kann.“
„Okay. Im Film „Alles steht Kopf“ ist Wut ein roter Typ, kräftige Statur, dem regelmäßig Flammen aus dem Kopf steigen und dessen Blutdruck durchweg an der oberen Grenze ist. Das trifft es für mich schon ganz gut. Wut hat für mich immer was mit aufsteigender Hitze zu tun, mit Anspannung, mit Wach sein, lebendig sein. Man kann von sich selbst überrascht werden, weil man nicht geahnt hat, was da in einem brodelt. Diese Wut aus dem Film bricht immer zeitnah aus, also er reagiert sofort explosionsartig, wenn ihm etwas nicht passt.
Wut kann aber auch eine riesige Kugel aus Stein sein: Sie kommt nicht in Bewegung, auch wenn es noch so stürmt. Sie kann da lebenslänglich bewegungslos rumliegen, weil du nicht wütend sein darfst – Erbe deiner Kindheit. Aber wehe, sie kommt in Bewegung. Den Tisch, auf der die Kugel liegt, kann man ganz langsam in Schräglage bringen – und irgendwann reicht es und es geht los. Dann rollt sie und rollt und kracht auf den Fußboden, rollt Richtung Tür, durchbricht sie, macht sich auf den Weg die Treppe runter, hinterlässt tiefe Spuren auf jeder Stufe, durchschlägt die Haustür, bremst Autos auf der Straße aus, verletzt jene, die nicht schnell genug dieser Wut-Kugel ausweichen können oder die glauben, sie aufhalten zu können.“
Maike: „Ich bin bestimmt diese Kugel, die keiner angestoßen hat. Hoffentlich macht es auch in Zukunft niemand, ich will niemanden verletzen. Durftest du als Kind wütend sein?“
Mats schüttelt mit schnellen, kurzen Bewegungen seinen Kopf: „Hätte nichts gebracht. Gegen meinen Vater hatte niemand aus der Familie eine Chance, zumal er sich als völlig fehlerfrei sah. Als er nach der Scheidung weg war – glücklicherweise – hab ich ihm einen Brief geschrieben, da war ich um die 18. Den Brief fand ich wieder, als ich vor drei Jahren seine Wohnung aufräumen musste nach seinem Schlaganfall. Er hatte ihn laminiert – keine Ahnung, warum. Da lag schon ordentlich Wut drin in dem, was ich ihm geschrieben hatte, 30 Jahre zuvor. So mache ich wohl Wut immer mit mir aus: Ich schreib sie mir aus dem Kopf, anstatt zu schreien.“
„Ich mags nicht, wenn jemand schreit, da will ich wegrennen.“
„Würdest du auch vor dir selbst wegrennen, wenn du schreist?“
Sie grübelt: „Ich würde es wohl gar nicht erst probieren.“
Die Schwalben, von denen bisher nichts zu sehen war, ziehen plötzlich wieder ihre Schneisen dicht über dem See. Die zwei auf der Bank lenkt es ab, ihre Augen verfolgen das Treiben.
Neben Mats fällt etwas hinab, direkt auf sein Handy rechts neben ihm. „SCHEISSE!!!“ – denkt er, doch über seine Lippen kommt es nicht. Stattdessen murmelt er: „Oh, Dünger, jetzt wird aus meinem Handy ein Tablet, cool.“
Die Frau zu seiner Linken bemerkt das Malheur, ehrliches und langanhaltendes Bedauern folgen, selbst als die Spuren der Schwalbe per Küchenpapier verschwunden sind. Dann findet Maike zurück zum Thema Wut – allerdings nur kurz: „Oh, Regen. Ich hol fix meine dicke Jacke aus dem Auto und den Schirm, sonst liege ich morgen wieder flach. Du weißt ja …“
Noch bevor Maike aufsteht, sind von hinten Stimmen zu hören. Zwei Frauen, beide um die 30, nähern sich voller Freude. Carla ruft: „Gefunden! Ich hab doch gesagt, dass ich unglaublich gern Mäuschen spielen wollen würde, wenn ihr beide euch unterhaltet! Habt euch aber ein romantisches Plätzchen ausgesucht … Und wir bringen den Regen mit, sorry …“
Mats schaut mit erstarrtem Gesicht zu den beiden Mitpatientinnen, springt von der Bank auf, seine laute Stimme lässt die Schwalben fliehen: „Euer Ernst?! Tagelang fluche ich über das Wetter und jetzt schneit ihr hier ohne Einladung rein?! Wenn ihr nur einen Hauch von weiblicher Intuition hättet, dann müsste euch doch klar gewesen sein, dass ich hier allein mit ihr sein will, bei den paar Tagen, an denen ich sie noch um mich haben kann! Ja, ich weiß: Die Chance, dass was Positives passiert, ist nicht so riesig. Dass mein Kopf trotzdem träumt, nervt mich tierisch in den Zeiten, wo er nicht träumt. Aber das jetzt?! Kann doch nicht euer Ernst sein?! Setzt euch wieder ins Auto und fahrt, wohin auch immer ihr wollt, aber nicht hier her!!! Und nehmt diesen Scheiß Regen mit!“
Nun reißt er auch noch die Bretter der Bank aus der Verankerung. Maike, die mit völlig fassungsloser Miene gerade noch saß, flüchtet zur Seite. Mats schleudert die beiden Bretter im hohen Bogen ins Wasser und lässt einen lauten Schrei folgen.
Natürlich bleibt die Bank heil. Natürlich fällt kein einziger dieser Sätze. Die Wut-Kugel bleibt unberührt und kommt nicht ins Rollen. Und auch dem stämmigen, roten Mann aus dem Film schießen nicht die Flammen explosionsartig aus dem Kopf.
Im erstarrten Gesicht von Mats lässt sich die Wut nicht ablesen. Aber sie ist da. „Wie lassen Sie Wut raus?“, fragte ihn seine Therapeutin zwei Wochen zuvor. Lange überlegte er und kam zum Ergebnis: „Ich mach sie mit mir selbst aus, eher still, wie eben als Kind. Manchmal schreib ich sie mir aus dem Kopf.“
Wut rauslassen sei wichtig, lernte er. Das Gleiche gilt für all die anderen Gefühle. Ein Therapeut betete immer wieder herunter: „So, wie Sie sich gerade fühlen, ist es okay. Diese Gefühle dürfen da sein, sie sind richtig, so wie sie gerade sind. Sie brauchen nicht bewertet werden.“ Aber dieser Typ verschwindet auch in den Wald, wenn ihm nach Schreien zumute ist, ansonsten ist er auf dem Harmonie-Pur-Trip! Jeglichen Konflikt löst er mit einschläfernd-sanfter Stimme, furchtbar! Wie es wohl um seine Wut bestellt wäre, wenn er sich mit seinem dürren Hintern in 1000 Heftzwecken setzen würde?!
Und was würde es jetzt hier am See bringen, der Wut freien Lauf zu lassen? Die laute Stimme würde nicht nur die Schwalben verscheuchen. Die rollende Kugel würde Menschen verletzen, nicht nur per Schürfwunde. Wie sollte er den drei Frauen am nächsten Tag unter die Augen treten nach einem Amoklauf mit Worten als Kugeln?
Gerade jene Frau, die er all zu gern neben sich sitzen lassen mochte, würde einen Bogen um ihn machen. Jene Frau, die sich dank ihm so sicher fühlen konnte. Drei Tage zuvor war die Frage zwischen den beiden aufgetaucht, welche Filmrolle sie gern spielen würde. „Eigentlich wollte ich immer King Kong sein, ganz stark. Aber jetzt könnte ich mir vorstellen, die Frau zu sein, die er in seiner Hand trägt. Ihm vertrauen können, dass mir nichts passiert. Ich glaube, das fühlt sich gut an.“ Zwei Stunden zuvor war es um seine großen Hände gegangen. Nicht die von King Kong, sondern die des Mannes, in dessen Gegenwart sich Maike sicher fühlte. Für Mats bestand wenig Zweifel: Er war King Kong und sie konnte sich dank ihm fallenlassen. Ob dieses Gefühl der Wahrheit entsprach? „Was du gerade fühlst, ist okay und braucht keine Bewertung.“
Und jetzt am See soll Mats den wütenden, riesigen Affen spielen, der alles in Trümmer legt, genau wie das Gefühl der Sicherheit dieser Frau?! Im Leben nicht. Aus den Trümmern würde nichts Neues, Besseres erwachsen können.
Oder doch? Würden sich die drei Frauen nach dem ersten Schock über den Wutausbruch freuen, dass dieser Mann nun endlich Gefühle zeigen kann? Würden sie es als Therapieerfolg feiern? Würden sie ihn in die Arme nehmen, während er Tränen der Überwältigung über seine Wangen laufen lässt? Wer weiß schon, wie eine Geschichte weitergeht, wenn sie noch nie erzählt wurde? Man könnte ja völlig überrascht werden von den Reaktionen?! Wenn ich nachts die Straße im Stockdunkeln entlanglaufe, muss ja auch nicht zwangsläufig der Axt schwingende Wahnsinnige im Weg stehen. An seiner Stelle könnte mir ein Wesen entgegenkommen, das auch nicht schlafen kann und auf der Suche nach etwas ist, was das Leben schöner macht. Dann sitzen wir auf dem Bordstein, reden leise über Gott und die Welt, bewundern den aufsteigenden Vollmond und kommen auf die Idee, an einen kleinen See in der Nähe zu fahren.
„Na, worüber redet ihr zwei?“, fragt jene Frau, die sich gerade lautstark für den Überraschungseffekt gefeiert hat. Von ihren Augen und Lippen lässt sich ablesen, in welche Richtung die Antwort gehen soll. Genauso schauen Kinder, wenn sie ein Geschenk auspacken dürfen und sie sich etwas ganz sehr gewünscht haben. Als Carla „Über Wut“ hört, kehrt in ihre Augen und Lippen Ernüchterung ein, kurz gefolgt von leichter Enttäuschung, die sie mit einem „Aha“ kaum verbergen kann.
Maike lacht verwirrt: „Was dachtest DU denn?“
Carla lächelt, hebt kurz die Augenbrauen.
„Ach. Nee“ – wieder lacht Maike.
In den Ohren von Mats zieht sich das „Nee“ unangenehm lang. Ist DAS jetzt die Gelegenheit für wenigstens ein klein bisschen Wut? „Vorhin hat ein Vogel auf mein Handy geschissen. Irgendwie weiß ich gerade, wie sich mein Handy gefühlt haben muss.“
Zwei der drei Frauen fühlen mit ihm.
„Ich geh meine Jacke holen, bin gleich wieder da. Setzt euch ruhig, wir haben bestimmt alle vier Platz.“
Als Maike außer vermeintlicher Hörreichweite ist, fragt Carla leise: „Enttäuscht?“
Er hebt die Augenbrauen: „Sagen wir es so: In der Klinik kämpfen wir jeden Tag zwei, drei Mal um die Antwort auf die Frage, wie wir uns gerade fühlen. Jetzt könnte ich immerhin EIN Gefühl nennen – ist doch ein Fortschritt.“
„Brauchst ja nicht gleich aufgeben“ – Carla lehnt sich kurz an seinen Arm. „Ist Enttäuschung eine Vorstufe von Wut? Weiß das wer?“
Drei grübelnde Gesichter.
„Ich denke schon“, murmelt Michelle. „Wenn sich Enttäuschung stapelt, dann könnte es irgendwann Wut werden.“
„Macht Sinn“, raunt Mats. „Wie sieht es mit deiner Wut aus? Dein Whatsapp-Status gestern Abend klang nach Der Staudamm platzt jede Sekunde.“
„Wo ich geschrieben habe, dass sich die Leute einfach melden sollen und mich nicht dauernd anquatschen brauchen, wieso ich mich nicht melde?“
„Genau das. Ich dachte nur: Leute, geht in Deckung, es ist so weit!“
„Ich kann auch nicht mehr … Ich merke die Wut, wie sie jeden Tag größer wird, immer, wenn die Bilder von früher klarer werden. Das frisst alle Energie, die ich noch habe. Und weil ich kaum schlafe, wird nichts aufgefüllt.“
„Vielleicht ist dein Akku bald so leer, dass dir alles egal wird. Dann kannst du das Wort, was du bisher nicht aussprechen kannst, sagen und wirst nicht wie von dir befürchtet vom eigenen Staudammbruch überschwemmt.“
„Möglich. Wird Zeit. Ich halte das nicht mehr lange durch.“
„Immerhin kannst du die Wut spüren.“
„Aber ich kann sie nicht rauslassen. Naja, an mir schon. Und an paar anderen. Die bekommen alles ab und ich fühle mich schuldig und bin wieder wütend.“
„Dann drück ich die Daumen, dass der Damm besser morgen als übermorgen bricht. Von mir aus auch noch heute, kommt nicht mehr drauf an“ – ein Lächeln huscht über sein Gesicht. „Und was ist mit deiner Wut?“ – sein Blick wandert zu Carla.
Die lacht nur kurz auf, winkt ab: „Reden wir nicht drüber. Noch eine Panikattacke brauche ich heute nicht.“
„Na dann läufts doch bestens bei uns“, fasst Mats mit schwungvoller Stimme die Gefühlslagen der drei zusammen, während der Regen stärker wird. „Wir können gern nochmal über Liebe reden, kein Ding.“
Carla und Michelle lachen kurz auf. Michelles Stimme klingt rotzig, auch hier spricht die Wut ein Wörtchen mit: „Hab ich nichts am Hut mit.“
Mats erinnert sich an frühere Gespräche mit ihr: „Ach, stimmt. Borderline.“
Carla schaut fragend, Michelle erklärt: „Ich kann keine richtigen Beziehungen eingehen, irgendwann nach paar Monaten wird mir das zu viel und dann mach ich Schluss. Fühlt sich doof an, weil ich am Anfang die Typen ja mag. Aber hält nicht lange.“
Mats sagt leise: „Wobei du ja jetzt noch einen anderen Grund dafür kennst.“
„Jupp. Und 20 Jahre nix davon gewusst … Was ist mit dir, Carla? Läufts bei dir mit der Liebe?“
Sie lächelt vielsagend: „Och, ich will mich nicht beschweren, passt schon irgendwie.“
Mats, mit ernster Stimme: „Die schönste Liebeserklärung, die es heute an diesem See gegeben hat …“ – Die Frauen schmunzeln. “Es ist immer wieder schön, mit Frauen über Liebe sprechen zu können, einfach wundervoll …”
Von weitem ruft es: „Hey, wollen wir zurück fahren? Das wird doch nichts mehr …“
Mats lächelt und sagt leise: „Ja, so kann man es zusammenfassen. Wut scheint echt kein Thema für laue Sommerabende. Ciao, du See, vielleicht zum letzten Mal. War insgesamt schön mit dir. Der Abend mit dem Regenbogen – für den danke ich dir mit aller Demut. Und falls ich irgendwann eine Leiche zu entsorgen habe, weil ich Wut hatte, komme ich auf dich zurück, versprochen.“
“Erklär mir Gefühle” – die Serie zum Fühlen
Die Geschichten bauen immer auf der vorherigen auf, Du kannst Dir aber auch eine mittendrin rausgreifen.
Erklär mir Gefühle: Empathie
„Weißt du, was er in dir sieht?“, frage ich Anja. „Platonische Freundin? Potentielle Frau fürs Leben? Mögliche Bettgeschichte?“ Anja weiß es nicht – und hängt mächtig in den Seilen. Die rosarote Brille ist auf ihre Nase geschweißt, auch als wir uns zu dritt treffen.
Erklär mir Gefühle: Selbstzweifel
“Wenn ich dir gegenübersitze oder -stehe und wir uns ansehen, dann tut mir das gut. In diesen Moment spielt das, was alles an Scheiße in meinem Leben war und worüber ich mir heute einen Kopf mache, keine Rolle. Diese Momente sind meine einsamen Inseln, die Hütte im Wald. Dass ich dich ansehen kann und dass mir das so gut tut, ist mein großer Vorteil gegenüber dir.“
„Jetzt hältst du mir auch noch vor, dass ich Probleme habe, mich im Spiegel anzusehen?!“
Erklär mir Gefühle: Hass
Also bete ab jetzt pausenlos und so laut du kannst, dass du stirbst, bevor dein Opfer lernt, dich zu hassen. Und wenn du doch noch leben solltest, dann zieh über Nacht um und hinterlasse keine Spuren. Denn wenn sie dich findet, wirst du bereuen, nicht FÜR sie gekämpft, sondern Krieg GEGEN sie geführt zu haben!
Erklär mir Gefühle: Unsicherheit
Wie sich Unsicherheit anfühlt, braucht Mats Maike aber nicht erklären. Wenn es ein Gefühl gibt, mit dem praktisch jeder Patient in der Klinik vertraut ist, dann dieses. Und dieses Gefühl verbindet die Patienten mit vielen, die (noch?) nicht in einer solchen Klinik waren, vor allem bei der Unsicherheit: Was bin ich (mir) eigentlich wert?
Erklär mir Gefühle: Wehmut
Maike und Mats stoppen, schauen sich an. Ohne es aussprechen zu müssen, wissen sie, was bevorsteht: Abschied. Sie legt beide Arme fest um ihn, er tut es ihr gleich. Ihren Kopf legt sie auf seine Schulter, er geht ein Stückchen in die Knie, fühlt ihre warme Wange. Sie spricht leise neben seinem Ohr, genau wie er. Zeit verstreicht. Sekunde für Sekunde.
Erklär mir Gefühle: Sanftmut
„Kannst du mir das Foto schicken? Von der Libelle in deiner Hand? Das find ich noch schöner als mir Sanftmut mit King Kong vorzustellen. Oder ich nehm beides, das geht auch. Wenn ich das Bild sehe, kann ich mich bestimmt an deine Geschichte erinnern und kann mir Sanftmut vorstellen.”
Erklär mir Gefühle: Freude, Glück, Leichtigkeit
… manchmal sind Maikes kleine und Mats´ große Hand dicht beieinander, um anschließend ihrer eigenen Wege zu gehen, bis zur nächsten Begegnung. Viele Töne hallen nach, im Raum und in den Köpfen. Die Momente, in denen sie einen gleichen Rhythmus finden, lassen sich an ihren Gesichtern ablesen.
Erklär mir Gefühle: Liebe
„Ja. Ich habe mir Liebesfilme angeschaut, um zu lernen, wie sich Liebe anfühlt. Du schreibst Bücher, auch über Liebe. Wenn mir einer das erklären kann, dann du.“
Die besten Freunde von Amor
Wir sind Ruth und Knut. Nimm uns an die Hand und komm mit auf deine spannendeste, tränenreichste und lustigste Reise. Wir reißen Wunden auf und kleben nicht einfach ein Pflaster drüber, um unsere Besitzerin auf einen entspannten Weg durchs Leben zu ermöglichen.
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