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„Was macht Dich denn bitte zum Experten?!“
Du bist Dir unsicher, was mich zu einer glaubhaften, seriösen Quelle macht? Fragst Du Dich, was mich zum Experten macht? Nichts.
Wohl 99% derjenigen, die Hilfe bei Psychologen suchen, staunen, wenn es um die Frage nach den Gründen für Probleme mit sich selbst geht. Die Antwort auf den Satz trifft auch auf all jene zu, die sich als psychisch gesund sehen: „Ja.“ Keiner unserer Special Effects kommt aus heiterem Himmel, jeder ist der Donner nach dem Einschlag – und der findet im Kinderzimmer statt. Wichtig wäre es, den Satz nicht erst beim Psychologen zu hören, sondern wenn er allgegenwärtig wäre. Mein Buch soll dazu beitragen. Unterstützt Du mich?
Mir geht es nicht darum, reich zu werden. Bei meinem bisherigen Lebenslauf könnte ich nach einem Lottogewinn meine eigene Beisetzung planen. Den wenigen guten Momenten in meinem Leben folgte relativ schnell ein dicker Hammer, dessen Aufschlag lange im Ohr blieb und Spuren hinterließ. Wenn ich finanziell auf bescheidenem Niveau abgesichert wäre, würde mir das völlig reichen. Wozu also das Buch?
2014 hatte ich das Album mit meinen Kindheitsfotos durchgeblättert. An einem Bild blieb ich kleben.
Darauf zu sehen ist ein vielleicht 3 Jahre alter Junge, der Kopf voller großer, dunkler Locken, auf einer Straße laufend, in einer Winterjacke. Für den Fotografen dreht er sich halb um, lächelt völlig unbeschwert in die Kamera.
„Wo ist das Lachen hin?!“, hatte ich mich (zu dem Zeitpunkt Ü40) gefragt, als ich mir das Bild anschaute. Dabei war ich den Tränen nahe. „Wenn du wüsstest, wie die nächsten Jahre so werden …“, hatte ich meinem jungen Ich in Gedanken zugeflüstert. Ich hatte mich nie depressiv gefühlt, aber als ich das Lachen dieses kleinen Jungen sah, fiel es mir schwer, ihn und mich zusammenzubringen. Ich fühlte Mitleid mit diesem Kind, weil ich seine Zukunft kannte. Er würde in den nächsten Jahren sein so unbeschwertes Lachen verlieren, auf künftigen Bildern ernst wirken, wie versteinert. Es war, als hätte ich ihn vor seiner Zukunft warnen und beschützen wollen, war aber komplett hilflos, da seine Geschichte schon längst geschrieben war.
Heute weiß ich durch viele Gespräche mit Zufallsbekanntschaften, dass reichlich Menschen nie die kindliche Leichtigkeit erleben konnten und es geht heute genauso weiter. Das Kind, das ich war, kann ich nicht mehr beschützen. Also möchte ich wohl künftige Kinder beschützen.
Da unser Unterbewusstsein unser Tun und Lassen lenkt, können wir immer nur vermuten, warum wir etwas machen. Gespräche mit Psychologen können uns da große Augen machen lassen, wenn wir eine Erklärung bekommen. Meine Psychologin meinte, ich wolle Frauen retten. Anlass für ihre Vermutung war Folgendes:
Mein Vater war der Herr im Hause, er hatte immer recht, „Die Weiber sind doch alle dämlich“, so eine seiner Lebensweisheiten. Entsprechend wenig hatte meine Mum zu melden, wir Kinder erst recht nicht. Auf Augenhöhe diskutieren war mit ihm nicht möglich. Er wurde, wenn er getrunken hatte und es ein Problem gab, handgreiflich. Und wenn er getrunken hatte, war sein Blick so, dass ich nicht wusste, was als Nächstes passiert, der Blick machte große Angst.
Im August 1984 gab es einen dieser „Momente“. Mein Bruder hatte mal wieder Scheiße gebaut in seinem Wohnheim, Mum wollte es mal wieder verheimlichen, um neuen Ärger zu vermeiden. Vater erfuhr es aber und wollte meinen Bruder zur Rede stellen, als dieser nachts von der Disko heimkam – beide besoffen. Die „Diskussion“ ging schnell in Handgreiflichkeiten über, meine Mum versuchte, zu schlichten. Vater wollte deshalb meiner Mum einen leeren Wassereimer über den Kopf stülpen – keine Ahnung, wozu. Irgendwann nahm mich meine Mum (ich war 11) und ging mit mir aus der Wohnung, raus auf die Straße. Dort standen wir im Dunkeln, Mum wusste nicht, wohin wir flüchten sollten, Vater kam hinterher, wir bekamen beide eine gescheuert und er holte uns rein. Es sollte ja niemand erfahren, dass hinter dem zu anderen so freundlichen, unauffälligen Mann ein solcher Mensch steckt.
Meiner Mum war diese Nacht auch noch nach Jahrzehnten bewusst, obwohl wir bis dahin nie darüber gesprochen hatten. Sie bereute auch mit diesem Abstand, dass sie nicht auch meinen Bruder mit rausgezogen hatte – was aber kaum möglich gewesen wäre.
Meine Psychologin glaubte, dass ich Frauen retten wolle, weil ich als Kind eine schwache Frau gegenüber einem übermächtigen Mann erlebt habe. Dieser Frau hätte ich helfen wollen, obwohl sie mich als Mutter hätte beschützen müssen, die Rollen waren vertauscht.
Das klang im ersten Moment plausibel, aber ich vermute mit Abstand etwas anderes als Motivation, weswegen ich auch das Buch geschrieben habe: Ich stand als Kind im Dunkeln auf der Straße, zwar mit meiner Mum, aber gefühlt allein, weil sie hilflos war. Am Ende musste ich mich dem beugen, der die Macht hatte, also meinem Vater. Er hatte keine guten Argumente, er machte keine Kompromisse, er war mit seinem Handeln völlig im Unrecht – und trotzdem setzte er sich durch. Niemand kam mir zu Hilfe. Einmal mehr musste ich das Erlebte mit mir allein ausmachen. Diese Nacht hatte wohl großen Anteil daran, dass sich in mir ein großes Ungerechtigkeitsempfinden entwickelte.
Ich weiß aus erster Hand, wie es für ein Kind ist, allein im Dunkeln zu stehen und keiner hilft. Ich weiß, wie es ist, wenn ein Elternteil nach außen als harmloser, netter Mensch erscheint, aber zu Hause ein ganz anderes, hässliches Gesicht zeigt. Ich kenne das bedrückende Klima in einem Elternhaus, was heute als toxisch bezeichnet werden würde. Ich weiß, was es mit einem Kind macht, wenn Eltern und Geschwister immer wieder untereinander mit sich beschäftigt sind und das Kind „nebenbei“ aufwächst. Ich weiß, wie sich eine solche Kindheit auf das ganze Leben auswirkt, wie es einem Wege zum Glücklichsein verbaut, wie man sich ins Schneckenhaus verkriecht, während das Leben draußen vorbeizieht. Ich weiß, wie schwer es ist oder wie viele Zufälle es braucht, um nach Jahrzehnten das Schneckenhaus verlassen zu können. Und dabei ist meine Geschichte noch nicht einmal mit alltäglicher Gewalt, Misshandlungen oder Missbrauch verbunden.
Deshalb möchte ich – so meine Vermutung – keine Frauen retten, sondern Kindern das ersparen, was ich erlebt habe und was ich von vielen anderen erzählt bekommen habe. Jeder, der als Erwachsener auf irgendeine Weise kaputt ist, wurde als Kind kaputt gemacht – und macht letztlich eigene Kinder kaputt. Mein Vater hat seinen Vater nie kennengelernt, seine Mutter war auch nicht das, was man sich unter einer Mutter vorstellt. Zuneigung, Anerkennung, Liebe hat er nie von seinen Eltern bekommen und konnte sie auch nicht an seine Kinder weitergeben. Das ist keine Entschuldigung für sein Handeln, sondern der rote Faden, den es immer wieder gibt und der zerschnitten werden muss. Dafür ist mein Buch gedacht, das ist meine Motivation.
Ich bin Dir dankbar für Deine Unterstützung – und das ist keine Floskel. Im Fragen nach Hilfe und dem Annehmen bin ich nicht der Beste, was wie all unsere Special Effects etwas mit der Kindheit zu tun hat. Ich bin Dir vor allem deshalb dankbar, weil Du mir hilfst ohne Aussicht auf Vermehrung Deines Einsatzes oder weil es Dir sonst irgendeinen Vorteil bringt, der sich sichtbar auszahlt. Du wirst Deine Geschichte haben, warum Du dieses Buch sichtbar machen willst, ob selbst von psychischen Problemen betroffen, ob als Angehöriger, als Hinterbliebener oder weil Du diese Welt immer schwerer ertragen kannst und Deine Hand mit an den Vorschlaghammer legen möchtest, mit dem wir die Mauer der Ignoranz einreißen wollen. Ob es sich lohnt? Ob wir etwas bewegen können? Wir werden es sehen, vielleicht werden wir ja positiv überrascht und in ein paar Jahrzehnten wird es doch noch eine Rendite geben: Kinder, die verletzungsfrei ihr Elternhaus verlassen können; eine Welt, in der Wohlstand vor allem heißt, glücklich mit sich selbst zu sein.
Crowdfunding für das Buch „Verrückt – ein Aufschrei“
Du bist Dir unsicher, was mich zu einer glaubhaften, seriösen Quelle macht? Fragst Du Dich, was mich zum Experten macht? Nichts.